Flugvorbereitung/Sprit
Treibstoffversorgung / Tanken in Frankreich (Preise Stand Ende 2024)

Ein Hinweis vorab: in den übrigen Kapiteln dieser Website gehe ich bei den Hinweisen zu den einzelnen Flugplätzen nicht immer auf die Treibstoffverfügbarkeiten ein, da diese Infos ja in der Regel auch zuverlässig aus der AIP bzw. den VAC hervorgehen.

1) AVGAS 100LL

Frankreich ist Fliegerparadies - das gilt auch beim Thema Tanken. Die Versorgung in allen Landesteilen ist hervorragend, denn fast jeder noch so kleine Platz hat 100LL; in vielen Fällen sogar mit der Möglichkeit, 24/7 zu tanken (dazu gleich mehr). Die Preise sind allerdings (nachdem sie in den letzten Jahren aufgrund immer höherer Steuern nachgezogen haben) mittlerweile nahe an das Niveau in Deutschland herangekommen. Der Preis liegt derzeit meist zwischen ca. 2,20 Euro und 2,80 Euro (Ausnahmen davon - sowohl nach oben als auch nach unten - gibt es nur wenige). Es lohnt sich also in den meisten Fällen nur noch bedingt, das Tanken bei Flügen von Deutschland in Richtung Frankreich soweit möglich auf französischen Boden zu verlegen.

Einen guten Einblick in die genauen Preise vermittelt stets Skydemon.

Folgendes: Die Anzahl jener Plätze in Frankreich, wo man Avgas auch mittels normaler VISA/Mastercard -Kreditkarte oder EC-Karte im Self-Service tanken und ohne Personal bezahlen kann, nimmt, zwar langsam, aber doch stetig zu. Hierzu zählen insbeondere die von World Fuel Services (WFS) betriebenen Tankstellen. Das ist positiv, denn eine Kreditkarte hat jeder, und so ist man gänzlich autark. Dennoch gibt es nach wie vor noch sehr viele Plätze, wo es sehr hilfreich ist, eine oder beide der klassischen Fuel-"Carnets" zu haben. Dazu im Folgenden mehr.

Es gibt unter anderem auch ein paar Tankstellen von Shell und darüber hinaus einige Tankstellen anderer Betreiber (welche oft mit Sprit von Warter beliefert werden). Dennoch gibt es in Frankreich nach wie vor ehr viele Tankstellen, den entweder von TOTAL oder von BP betrieben werden. .

1. TOTAL

Immer noch Marktführer und Betreiber der meisten Avgas-Tankstellen in Frankreich ist der Heimatkonzern TOTAL. Fast jeder besuchende Pilot hat in Frankreich schon einmal mehr oder minder erfolgreich an einer der meist weiß-roten Stationen getankt. Das TOTAL-Netz ist hier als interaktive Karte hinterlegt:

http://www.total.fr/mes-deplacements/aviation/trouver-station-air-total.html 

Je nachdem, ob man dann "Avgas 100LL Automate" oder "Avgas 100LL" anklickt, bekommt man dann auf der Karte entweder jene Stationen mit Bezahlautomat (für die berühmte TOTAL-Card) angezeigt oder eben auch jene, wo es keinen gibt. Bei ersteren kann man eben mittels dieser Karte völlig selbständig und 24-7 tanken und bezahlen (dazu gleich mehr).

Leider finden sich die aktuellen Treibstoffpreise mittlerweile nicht mehr auf einer öffentlich einsehbaren Website und werden auch nicht mehr per email Newsletter versendet. Man kann sie nur noch einsehen, wenn man selbst eine TOTAL-Karte hat und sich in das TOTAL-eigene Portal "ApiFly" einloggt.  

An mittlerweile ca. 100 von insgesamt ca. 120 der TOTAL-Plätze gibt es neben der Zapfsäule ein Kartenterminal für die TOTAL-Card; der Rest hat (noch) kein solches Terminal, dort muss dann "manuell" abgerechnet werden. Dies hat beides Vor- und Nachteile:

Dort wo es kein Terminal gibt, muss ein berechtigter Flugplatzangehöriger (u.a. auch Feuerwehr, Aeroclub, etc.) die Tanke freischalten und dann später die Summe abrechnen. In diesen Fällen ist es manchmal (speziell an den kleinen Plätzen) so, dass die Bezahlung nicht per Kreditkarte, sondern nur in bar möglich ist; daher sollte man für diesen Fall schon immer schon ein paar hundert Euro dabei haben.

Und: Dies funktioniert natürlich nur dann, wenn so ein jemand Entsprechendes vor Ort ist und auch Zeit und die entsprechende Muße hat. Grundsätzlich müssen aber ja Flugplätze in Frankreich gar kein anwesendes Personal haben, um Flugbetrieb stattfinden zu lassen. Heißt: wenn keiner da ist, bekommt man bei diesen TOTAL-Tankstellen (ohne das Carnet) auch keinen Treibstoff. Und an jenen Plätzen, die zwar grundsätzlich Personal in Form des AFIS-Operateurs, einer Feuerwehr oder einer örtlichen Flugschule o.ä. haben ist zu bedenken, dass auch diese Leute nicht permanent da und greifbar sind. Insbesondere in Südfrankreich gibt es die berühmten langen Mittagspausen. Außerdem ist man häufig auch spät abends und früh morgens aufgeschmissen. Manche Plätze haben gar komplett über das Wochenende kein Personal. Aeroclub-Plätze sind oft nur gänzlich unregelmäßig "besetzt".

Möglicher Ausweg: sich vor dem Flug genau informieren, wann Personal vor Ort ist bzw. im Fall von Aeroclub-Plätzen, vorab einen "Termin" zum Tanken ausmachen und so sicherstellen, dass auch jemand da ist, der Sprit verkaufen kann. Aber selbst dann: nicht einfach zur Tankstelle rollen und darauf warten, dass schon "jemand" kommen wird. In Frankreich wird, wenn man nichts sagt, davon ausgegangen, dass man "selbstständig" tanken kann. Daher: schon beim Abrollen über Funk ansagen, dass man kein ensprechendes Tank-Carnet hat und um "assistance" bitten. Wenn nicht, wartet man sich an der Tankstelle tot und wundert sich, warum niemand kommt.

Der Königsweg ist und bleibt aber die Beschaffung einer eigenen TOTAL-Karte. Früher war es für Nicht-Franzosen kaum möglich, solch eine Karte zu bekommen, da stets ein französisches Bankkonto für die Abrechnung gefordert war. Es werden dank SEPA Direct Debit nun auch viele andere Eurokonten akzeptiert.

Bei dieser TOTAL-Karte handelt es sich wohlgemerkt um eine rein französische Karte. In anderen Ländern ist sie nicht zu gebrauchen. Folglich kann auch der gesamte Antragsvorgang nur über TOTAL France durchlaufen werden. Immerhin: seit einiger Zeit kann der initiale Antrag auch in englischer Sprache gestellt werden. Einige Dokumente (wie der Vertrag selbst) und Anhangsformulare sind aber nach wie vor in französisch. Und: der gesamte Antragsvorgang ist nach wie vor aufgrund einiger einzureichender Unterlagen etwas laboriös ist. Dazu gleich mehr.

Anzumerken ist zunächst, dass dennoch nach wie vor ein Deposit von ca. 200 Euro notwendig ist (der genaue Betrag hängt etwas davon ab, welche geschätze Jahrsabnahmenge man angibt). Aber glauben Sie mir: der Aufwand lohnt sich, auch wenn man nur sehr unregelmäßig nach Frankreich fliegt. Der Gewinn an Flexibilität und Entspannung ist unbezahlbar. Unter anderem ermöglicht der Besitz dieser Karte auch das nahezu beschränkungsfreie Nachtfliegen in Frankreich, denn man kann wie gesagt an jenen Stationen mit Kartenterminal wirklich "24/7" tanken, ohne jedwedes Personal. Dank nicht gegebener Flugleiterpflicht, verbreitetem Pilot Controlled Lighting ("PCL") und eben der TOTAL-Karte kommt das Fliegen in Frankreich schon sehr dem Flair und der Leichtigkeit des Fliegens in den USA nahe.

Der einzige Fall, wo die TOTAL-Karte keinen Mehrwert bringt, sind eben solche Plätze, wo es zwar eine TOTAL-Tanke, aber eben kein entsprechendes Kartenterminal gibt. Dort ist man so oder so auf Personal angewiesen. Aber wie gesagt, das sind mittlerweile eher wenige.

Es sei auch noch gesagt, dass der Preis pro Liter bei Bezahlung mit der Karte meist etwas günstiger ist, als wenn man mittels "Personal" tankt, denn die Plätze dürfen bei Eigenabrechnung vor Ort einen Aufschlag auf den "offiziellen" TOTAL-Preis nehmen!

Die TOTAL-Card wird immer auf ein bestimmtes Flugzeugkennzeichen ausgestellt. Genau genommen kann man diese also nur in Verbindung mit diesem einen Flugzeug nutzen. In der Praxis ist es aber ja so, dass man die Karte ja vor allem in Situationen nutzt, wo ohnehin kein Personal involviert ist, daher geht es letztlich natürlich auch, wenn zu betankende Flugzeug nicht dem entspricht, dessen Kennzeichen auf die Karte gedruckt ist.. Ich empfehle also auch jedem ambitionierten Charter-Piloten (welcher häufiger mal in Frankreich fliegt aber unter Umständen mit unterschiedlichen Flugzeugen), diese Karte anzuschaffen.

Wie geht das nun? Also, zunächst muss man sich von TOTAL France die personalisierten Antragsunterlagen zuschicken lassen. Der Link hierfür ist folgender:

https://aviation.totalenergies.com/en/apply-for-card

Dort dann auf "Ask for your card" gehen und sich dort, wenn notwendig, erstmal registieren und dann den weiteren Schritten folgen. Wenn man dies ausgefüllt und abgeschickt hat erhält man wenig später die kompletten, personalisierten Antragsunterlagen, welche aber zumindest teilweise noch immer nur in französischer Sprache ausgefertigt sind. U.a. muss man dann zusammen mit dem ausgefüllten Antrag mit einer Reihe von Infos (Adresse, IBAN, erwartete Tankmenge pro Jahr, Treibstoffsorte, Kennzeichen) einschicken. Wenn man nach einem "RIB" gefragt wird: das ist so eine französische Spezialität, quasi ein Dokument, was den Inhaber des angegebenen Bankkontos identifiziert. Lösen Sie dies einfach, indem Sie einen Ausschnitt eines Kontoauszugs beifügen, auf dem ihr Name und die IBAN zu erkennen sind.

Die Karte trifft dann, insofern alle Unterlagen vollständig waren, schon ca. eine Woche nach Antragsversendung postalisch ein. Die notwendige PIN-Nummer (welche man bei jedem Tankvorgang an dem Kartengerät eingeben muss) wird mittels eines separaten Briefs mitgeteilt. Bevor die Karte abläuft (ist jeweils nur ca. zwei Jahre gültig), bekommt man automatisch eine neue zugesandt.  

Das Tanken mit der TOTAL-Karte an den Selbstbedienungsterminals ist dann relativ einfach. Man muss wie gesagt jedes Mal die PIN eingeben. Schon vorher aber kann man im Menü die Sprache umstellen, z.B. auf deutsch. Das funktioniert alles recht gut.

Die Rechnungen bekommt man dann über das besagte APIFly-Portal, das leider auch nicht so der Hit ist. Aber es funktioniert.

2. BP

Zweiter großer Marktteilnehmer ist Air BP. Zahlreiche, vor allem mittelgroße Plätze wie z.B. Dinard,, Deauville, Biarritz, und viel weitere, haben Tankstellen von BP. Dazu kommen einige kleine Plätze wie z.B. Cosne-sur-Loire, St. Cyr oder Nîmes-Courbessac.

Die Situation stellt sich ganz ähnlich dar wir bei TOTAL, d.h. es gibt Stationen mit Karten-Terminal (wo man mit der BP-Tankkarte selbstständig und jederzeit tanken kann), sowie solche, wo es keinen Carnet-Automaten gibt und man ohnehin auf Personal angewiesen ist. Unterschied zu TOTAL: viele der BP-Carnet-Automaten akzeptieren alternativ direkt auch normale Kreditkarten (z.B. Cannes LFMD).

Das firmeneigene Carnet von BP heißt "Sterling-Card". Der Unterschied zur TOTAL-Karte ist aber eben, dass der ganze Antragsprozess seit jeher völlig problemlos ist und außerdem der Vorgang durchweg auf Englisch durchlaufen werden kann. Außerdem ist die Karte nicht nur auf ein einziges Land beschränkt (wie die TOTAL-Karte), sondern weltweit benutzbar. Aus diesen Gründen besitzt eigentlich nahezu jeder Flugzeugeigner (oder auch der "nur" charternde, ambitionierte Privatpilot) bereits eine solche Karte.

Die Karte kann hier:

https://www.bp.com/en/global/air-bp/contact-us/sterling-card-application.html#/home 

beantragt werden.

Leider gibt es bei BP keine komplette Übersicht über deren Tankstellen in Frankreich. Unter folgendem Link sind lediglich die "großen" Stationen mit Kartenterminal aufgeführt:

https://customers.airbp.com/where-to-find?q=France

Auch die BP-Card wird stets auf ein spezifisches Flugzeugkennzeichen ausgestellt; auf besonderen Wunsch aber auch als "ANY"-Version.  

Das Tanken mit der BP-Karte an den Selbstbedienungssäulen ist leider meist ein ziemlicher Alptraum. Diese Dinger sind sehr widerspinnstig. Meist muss man ziemlich exakt eine ganz bestimmte Folge von Handgriffen einhalten, damit die Pumpe anspringt. Zwar ist in der Nähe der Pumpe meist eine Art Anweisung angegbracht, die einen Punkt für Punkt anleitet, aber auf Anhieb funktioniert es meist trotzdem nicht. Unter anderem muss man am Dispay eine Reihe von Fragen mit "Ja" beantworten. Dazu ein paar Schalter drücken und Hebel umlegen. Lässt man sich dabei zu viel Zeit, bricht der ganze Vorgang ab. Tipp: springender Punkt bei den meisten Säulen ist der, dass unmittelbar vor Beginn des Tankvorgangs der Literzähler auf Null gesetzt werden muss. Tut man das nicht, springt die Pumpe nicht an!

Auch bei BP gibt es dann ein Kundenportal, über das man seine Rechnungen einsehen und verwalten kann.

Allgemeine Tipps zum Thema Tanken (Avgas) in Frankreich:

- Bei der Planung aufmerksam das Aerodrome Directory der AIP bzw. des Jeppesen studieren. AVGAS 100LL wird bei Jeppesen mit „F-3“ abgekürzt. Übrigens: der allgemeine französische Begriff für Benzin ist "essence".

Ein paar Fragen, die man an kleinen Plätzen gelegentlich braucht:

"Est-ce que vous me pouvez donner de l'essence?" (Können Sie mir Treibstoff verkaufen?)

"Ça coute combien le litre, toutes taxes comprises? (Wievel kostet der Liter, inklusive aller Steuern?)

"Comment peut-on payer l'essence?" (Wie kann man den Treibstoff bezahlen?)

"Avec les espèces?" (Mit Bargeld?) "Avec la carte bleue / carte de crédit?" (Mit der ec-Karte / Kreditkarte?)

"Le [Wochentag] / le [xx] heure, est-ce qu'il y aura quelqu'un qui pourrait me donner de l'essence?"7 (Ist am Tg X um Y Uhr jemand da, der mir Benzin geben kann?)

- Wichtig: wenn man nicht selbstständig mit einem Carnet tanken kann: muss man auf die Öffnungszeiten der Tankstelle achten. Insbesondere in der südlichen Hälfte des Landes macht das Personal auf den mittelgroßen Plätzen meist eine Mittagspause. Empfehlung: Flüge wenn möglich immer so planen, dass man spätestens um 12:30 (oder nach 14:30 Uhr) landet.

- Wichtig, auch wenn es eine Wiederholung ist: an kleinen (oft unbesetzen) Aeroclub-Plätzen in der Provinz ist es so, dass man - obwohl man starten und landen darf - nicht fest davon ausgehen kann, dort auch immer sofort Sprit zu bekommen (es sei den man hat eine Tankkarte und der Platz den entsprechenden Automaten). Also: während der Öffnungszeiten des Platzes stets und immer tanken zu können nicht so selbstverständlich wie in Deutschland.

- Möchte man direkt nach der Landung tanken (allgemein immer dringend empfohlen), dies dem AFIS bzw. dem Turm am besten gleich beim Abrollen von der Piste (oder gar schon während des Anflugs) mitteilen, um Wartezeiten zu vermeiden ("nous voudrions ravitailler tout de suite / après l'atterissage"). Dabei immer betonen, dass man AVGAS braucht, damit man nicht zum falschen Platz gelotst wird, bzw. der falsche Truck kommt. Im Übrigen gibt es an einigen etwas größeren Plätzen (z.B. Le Touquet oder Montpellier) die Wahl zwischen einem Betankungsservice per Tanklaster, oder der Self-Service-Betankung an einen fixen Tankstelle. Letzteres kostet dann meist einige cent pro Liter weniger und es gibt keine Gefahr, warten zu müssen.

- Wichtig, wenn man keine Tankkarte hat (oder das Kartenterminal keine Kreditkarten akzeptiert) braucht man in der Regel für den Tankvorgang Hilfe in Form von Personal. Nicht immer fragt der TWR-Lotse bzw. der AFIS-Mann, nachdem man auf der Frequenz seine Absicht zum Tanken kundgetan hat, ob man denn ein Carnet hat. Daher kann es passieren, dass man zur Tankstelle rollt und danach wartet und wartet und wartet - und keiner kommt. Daher: von sich aus klarmachen, dass man keine entsprechende Tankkarte hat und Hilfestellung zum Tanken benötigt ("nous n'avons pas le carnet pour l'essence.... donc...., nous aurions besoin d'assistance, s'il vous plaît").

Kanalinseln

Wenn man im Nordwesten Frankreichs unterwegs ist, lohnt sich ggf. für den Tanken ein Sprung auf die sehr nahe der Küste liegenden Kanalinseln. Denn:

Aufgrund ihres Sonderstatuses (nicht Miglied der EU) ist auf allen drei Kanalinseln das Tanken weitgehend steuerfrei; der Preis in Jersey und Guernsey beträgt umgerechnet ca. 1,45 Euro, wobei AOPA-Mitglieder in Guernsey und Jersey darauf nochmals einen Rabatt von ein paar cent bekommen! (Alderney hat leider seit 2022 kein Avgas mehr).

Bedenken sollte man allerdings, dass man bei einem Flug von Frankreich auf die Kanalinseln sowohl beim Start als auch bei der Rückkehr auf einem Zollflughafen landen muss (und diese in Frankreich mittlerweile leider meist recht lange Voranmeldefristen für den Zoll haben). Wenn man allerdings einen Aufenthalt auf den schönen Channel Islands ohnehin geplant hat (sehr lohnenswert!), sollte man natürlich auch vor Ort volltanken anstatt in Frankreich. Für weitere Infos zu den Kanalinseln siehe www.fliegen-in-uk.de.

Andere Länder

Es gibt (abgesehen von den Kanalinseln) im Prinzip keine Nachbarländer, in denen Avgas deutlich günstiger ist als in Frankreich. Für den Fall, dass z.B. auf dem Weg von oder nach Deutschland doch getankt werden muss, sei gesagt, dass Avgas in Belgien tendenziell einen Tick weniger kostet wie in Deutschland, während es in den Niederlanden stets spürbar teurer ist. Auch in der Schweiz sind die Preise für Avgas eher einen kleinen Tick höher als in Frankreich, so dass sich ein Tankstopp dort auch nicht lohnt, zumal dann ja noch das Thema "Zollplatz" hinzukommt. In Luxemburg (ELLX) liegt Avgas preislich meist noch etwas günstiger als in Frankreich; ein reiner Tankstopp dort lohnt aber ebenfalls nicht, da ELLX mittlerweile leider sehr hohe Gebühren hat.

2) AVGAS UL91

Was ist das?

Hierbei handelt es sich um das ursprünglich von der Firma TOTAL vor einiger Zeit eingeführte, mit 91 Oktan versehene Avgas. Diese Oktanangabe bezieht sich freilich auf MOZ und kann daher nicht ohne Weiteres mit den Oktanangaben bei Mogas (ROZ) verglichen werden. Es ist auch sonst in keinster Weise mit Mogas gleichzusetzten; es handelt sich um ein Avgas. Genau gesagt ist es mehr oder weniger einfach nur 100LL ohne den Bleizusatz, was dazu führt, dass das Produkt eben "nur" 91 Oktan (MOZ) hat. Es ist damit am ehesten mit dem seit vielen Jahren in Schweden verfügbaren Hjelmco 91/96UL zu vergleichen. In jedem Fall ist es garantiert ethanolfrei.

Wer kann es benutzen?

Das ist durchaus etwas kompliziert und soll daher an dieser Stelle nicht genau erläutert werden. Hier soll es ausreichen, zu vermerken, dass es bei EASA-registrierten Lfz den Standard Change CS-202b gibt, welchen man vornehmen kann, wenn der Motor für UL91 zugelassen wurde, auch dann, wenn die Zelle nicht ausdrücklich für UL91 freigegeben wirde (sondern eben nur generell für Avgas oder Mogas zertifiziert ist). Vor allem Rotax-Motoren und einige Lycoming-Motoren haben die nötige Zulassung.

Piloten von Maschinen, die für diesen Treibstoff zugelassen sind, ziehen diesen 100LL meist sogar vor, weil bleifreier Treibstoff besser für die Motoren ist.

Verfügbarkeit?

UL91 ist bisher nur an ca. 20 französischen Flugplätzen verfügbar; die Verbreitung ist also seit Einführung nur recht wenig vorangeschritten. Meist handelt es sich um mittelgroße, eher aktive GA-Plätze mit ausreichend langen Bahnen. Nachschauen, wo es von TOTAL betriebene UL91-Tankstellen gibt (insgesamt auch nur 11), kann man hier:

http://www.total.fr/mes-deplacements/aviation/essence-aviation/avgas-ul-91.html 

Wichtig: das berühmte TOTAL-Carnet für Avgas 100LL kann eben nur für 100LL verwendet werden; nicht für UL91! Hierfür benötigt man eine separate Karte!

UL91 wird auch an ein paar weiteren Plätzen nicht von TOTAL, sondern von anderen Herstellern wie z.B. Warter oder BP angeboten, z.B. in Grenoble Le Versoud LFLG oder Gap-Tallard LFNA. Leider ist es an einigen BP-Plätzen so, dass man - auch dann wenn Personal da ist - Avgas UL91 nur dann bekommt, wenn man eine BP-Sterling Card speziell für UL91 hat.

Preis?

Der Preis pro Liter liegt in Frankreich liegt derzeit auf mit 100LL vergleichbarem Niveau; bei TOTAL ist es sogar eigentlich immer exakt identisch. Einsparen kann man daher leider praktisch nichts. Immerhin: Viele Betreiber - insbesondere von Rotax-Motoren sowie älteren, noch für 87er Avgas konzipierten Motoren - berichten von deutlich geringeren Problemen mit Ablagerungen auf den Zündkerzen und Ventilsitzen, als dies bei Benutzung von 100LL der Fall ist.

3) AUTOSUPER / BLEIFREI / "MOGAS"

Dies wird bei Jeppesen und in der AIP unterschiedlich abgekürzt; (manchmal findet man dort für Frankreich Begriffe wie "Sans Plomb 95", "SP98", oder Ähnliches. Der Begriff "Mogas" ist im Französischen eher ungebräuchlich.

Bleifreier Autokraftstoff ist leider (offiziell und von einer richtigen Zapfsäule) bisher nur an eher wenigen Plätzen in Frankreich verfügbar, aber es werden langsam mehr. Ein paar Beispiele sind die Plätze Dijon-Darois LFGI, Chambley LFJY, Orléans St. Denis de l'Hotel LFOZ, Macon-Charnay LFLM und Bellgarde-Vouvray LFHN. Wenn man Glück hat, bekommt man in St. Pierre d'Oleron (LFCO) SuperPlus aus einem Tank vom örtlichen Club. Außerdem haben im Raum Paris die beiden großen GA-Plätze Toussus Le Noble (LFPN) und Lognes (LFPL) seit September 2023 als eine Art Markttest jeweils eine Tanke für "SP98" von TOTAL (ethanolfrei). Und; in Cuers (LFTF) an der westlichen Côte d'Azur gibt es seit 2024 eine Zapfsäule für Warter's "AKI93", was eine Art Premium-Super-Plus ist (natürlich ebenfalls ethanolfrei).

Einige Plätze hingegen, die früher einmal Mogas hatten (z.B. Gap-Tallard LFNA, Carpentras LFNH oder Bourg LFHS) sind auf UL91 gewechselt (möglicherweise wird sich das künftig wieder umkehren, nachdem sich UL91 weitgehend als Flop herausgestellt hat). Die Preisdifferenz von Mogas zum (qualitativ natürlich viel hochwertigeren) Avgas UL91 ist zwar nicht so riesig, aber dennoch spürbar. Anderserseits stellt sich die Frage, ob es sinnvoll ist, für diesen Betrag die höhere Gefahr von Ethanolbeimischungen bei Tanktellenmogas in Kauf zu nehmen. Meist wird Mogas in Frankreich bisher nur von ULs genutzt. In Contis und Lycos praktisch nicht. Daher ist die Sensibilität was Ethanolanteile angeht, dort nicht so groß wie in Deutschland. Also aufpassen! Aber es bleibt dabei: richtige Mogas-Zapfsäulen sind in Frankreich sehr rar, es werden aber nun langsam mehr.

"Inoffiziell" kann man Mogas noch an deutlich mehr Plätzen in Frankreich bekommen. Man darf nicht vergessen, dass es dort ebenso wie in Deutschland eine sehr große UL-Szene gibt. Dadurch gibt es - natürlich vor allem an den kleinen Plätzen und noch mehr an den UL-Plätzen - häufig irgendwo einen kleinen Tank mit Mogas bzw. Tankstellensprit. Man muss in diesen Fällen halt ein bisschen mehr herumfragen und auch flexibel bleiben und Wartezeiten einkalkulieren. Wer strikt nach Zeitplan durch Frankreich fliegen möchte, oder aber unbedingt ethanolfreien Sprit braucht, sollte allerdings "offizielle" Tankstellen bevorzugen.

Sparen kann man mit Mogas allerdings noch etwas mehr, wenn man Kanisterbetankung mit Tankstellensprit macht. Dies ist aber an den größeren (="überwachten") Plätzen oft kaum möglich. An kleinen und ganz kleinen Flugplätzen und allgemein in der UL-Szene ist diese Art der Betankung hingegen absolut üblich. Dort findet sich oft auch jemand, der bereitwillig den Shuttledienst zur nächsten Tankstelle anbietet. Verbraucht Ihr Flieger weniger als 20 Liter pro Stunde und verträgt im Zweifel etwas Ethanol (Rotax, Jabiru, Limbach, etc.), kann das eine sehr gute Alternative sein. Z.B. hat der im Jura gelegene Platz Oyonnax Arbent (LFLK) eine Tankstelle direkt gegenüber des Abstellplatzes. Kosten dann so ca. 1,85 Euro pro Liter.

4) JET A-1 / DIESEL

Jetfuel ist in Frankreich - zumindest im Vergleich zu Deutschland - eher günstig (ca. 1,80 - 2,40 Euro, im Schnitt ca. 2,10 Euro pro Liter) inklusiver aller Steuern, die für private Flugzeuge eben anfallen. Somit tendenziell ein wenig günstiger als in Deutschland.

Jet gibt es praktisch an allen größeren Flughäfen sowie an den meisten mittelgroßen Plätzen; an vielen kleinen Plätzen allerdings gibt es nur Avgas, daher etwas aufgepasst.

Auch für Jetfuel gibt es die TOTAL-Card. Aber wichtig: Das TOTAL-Carnet für Jetfuel ist grundsätzlich auf kommerzielle Betreiber ausgerichtet. Diese bekommen dann den Sprit direkt steuerbefreit.. Das war in der Vergangenheit für private Jet-Verbracher doof, weil diese daher keinerlei Jetfuel-Carnet bekommen konnten. Aber: seit 2020 gibt es endlich auch eine solche Karte extra für Privatverbraucher ("avec TICPE"). Bei der Bestellung der Karte also gut darauf aufpassen!

Noch günstiger als in Frankreich is Jet-A auf den Kanalinseln; falls man dort vorbei kommt, lohnt sich also ein Tankstopp. Am allergünstigsten tankt man Jetfuel in Mitteleuropa nach wie vor in Luxemburg (ELLX); der Liter kostet dort nur ca. 1,40 Euro. In vielen Fällen lässt sich bei Flügen von und nach Frankreich ELLX recht gut als Tankstopp einbauen, da es oft mehr oder weniger genau auf dem Weg liegt. Ohne Landegebührenkonto in ELLX (welches man mittlerweile nicht mehr ganz so problemlos einrichten kann) muss man dort allerdings Handling bezahlen und das ist leider mittlerweile ziemlich teuer (insgesamt ca. 200 Euro für einen Tankstopp).

In Belgien ist Jetfuel nur dann sehr günstig (ca. 1,30 Euro pro Liter) wenn man steuerfrei tanken kann. Voll versteuert ist Jetfuel in Belgien eher teurer als in Frankreich, allerdings einen Tick günstiger als in Deutschland.

Ansonsten gelten grundsätzlich dieselben Tipps wie im Abschnitt über AVGAS.

Aufgrund des in Frankreich vergleichsweise günstigen Jetfuel-Preises macht es keinen Sinn, stattdessen Diesel zu tanken. Man kann dieses ohnehin an keinem Flugplatz bekommen, aber natürlich an einer möglicherweise nahe gelegenen Autotankstelle (ca. 1,80 Euro pro Liter), was für Flieger mit kleinem Centurion-Motor oder Austro-Motor zumindest eine Notlösung sein kann, falls es mal kein Jetfuel gibt.


© Philipp Tiemann