Paris! *Die* Stadt. Stadt der Liebe. Stadt der Künste. Stadt der großen Architektur. Und was nicht noch alles. Auch für mich ist Paris *die* Traumstadt Europas. Seit gut 20 Jahren bin ich praktisch jedes Jahr mindestens einmal dort. Gelegentlich auch mal mit der Linie, meist aber per GA. Mit einem halbwegs schnellen Flugzeug ist Paris von Deutschland kommend in 2-3 Stunden zu erreichen, und zwar dies, ohne größere Strecken über Wasser oder über hohe Berge fliegen zu müssen. Daher ist (zumindest nach IFR) Paris eigentlich immer gut und zuverlässig planbar. VFR natürlich ein klein bisschen weniger.
Zunächst kurz zum Luftraum von Paris: Paris hat in Form der Paris TMA einen riesigen Klasse-A Luftraum, welcher für VFR-Piloten ein großer Faktor ist. Im Umland von Paris liegt die Untergrenze teilweise bei nur 1500 Fuß MSL, häufig bei Gelände- und Hindernishöhen von deutlich über 500 Fuß MSL! Daher bitte gut aufpassen bei der Planung und während des Fluges!
Früher war übrigens auch die CTR von Paris Klasse A. Da so was aber durch SERA 2014 verboten wurde, hat man kurzerhand zwar die Paris CTR in Klasse D umgestellt, gleichzeitig aber eine stattliche LF-R (Nr. 275) eingerichtet, die faktisch den Einflug für VFR-Flieger verbietet. Dazu kommt, dass die französischen Regelungen zu den Mindestflughöhen ohnehin keinen legalen Überflug zulassen würden. Es bleibt also dabei: als VFR-Flieger gibt es keine Chance, Paris so richtig aus der Luft zu erleben. Lediglich wenn man Instrumentenanflüge auf die Plätze von Le Bourget (Piste 07) oder Toussus-le-Noble (Piste 25R) fliegt, kommt man in gewissem Maße in diesen Genuss.
Außerdem wurde 2014 eine Art RMZ über dem gesamten Großraum Paris eingeführt. Dies geschah technisch ebenfalls durch eine LF-R, Nr. 324, deren Bedingung für den Durchflug eben die Hörbereitschaft auf der Frequenz von Paris FIS, also 120.075 ist (oder auf der jeweiligen Platzfrequenz, wenn man gerade im An- oder Abflug auf einen der dort gelegenen Plätze ist). Hintergrund ist, dass man bei Verletzungen des Luftraum A oder der Paris CTR dann noch zeitnah einschreiten kann.
Flughäfen / Flugplätze
Kommen wir nun zu den für Paris-Besuch in Frage kommenden Flughäfen und Flugplätzen.
1. IFR-Plätze:
Was IFR-fähige Flugplätze und Flughäfen angeht, so sind diese im unmittelbaren Raum von Paris leider eher rar gesäht. Zumindest für die "kleine" GA. Denn die "große GA" hat mit dem Flughafen Le Bourget (LFPB) im Norden der Stadt natürlich ein sehr zentrales Juwel mit allen möglichen Services und direktem Anschluss an die RER. Le Bourget war schon immer recht teuer (ich bin 2002 einmal hier gelandet und habe, wenn ich mich recht erinnere, damals ca. 150 Euro bezahlt). Zwischenzeitlich sind die Preise immer mehr hoch gegangen und liegen bei ca. 800 Euro pro Landung/Handling für eine Einmot, plus ca. 200 Euro pro 24h Parken! Dabei ist es relativ egal, an welchen Handling-Agent man sich wendet; die scheinen sich untereinander abgesprochen zu haben. Außerdem gibt es in Le Bourget seit ein paar Jahren auch kein Avgas mehr. Immerhin, der Platz ist rein auf die GA zugeschnitten und behandelt diese natürlich fürstlich. Auch VFR-Flieger dürfen den Platz nutzen, es gibt dafür aber eine gesonderte PPR-Prozedur. Außerdem gibt es permanent die Möglichkeit zu Zoll / Einreise, was den Platz in Paris einzigartig macht.
Auch Paris-Orly (LFPO), genauso stadtnah wie Le Bourget, allerdings im Süden der Stadt gelegen, gehört in die ähnliche Kategorie (streng PPR, Handling, teuer). Im Gegensatz zu Le Bourget gibt es hier auch reichlich Linienverkehr, so dass davon auszugehen ist, dass man wenig mit kleinen GA-Flugzeugen anfangen kann. Leider habe ich hier keine aktuellen Richtpreise vorliegen. Auch hier kein Avgas. Der GA Handling-Agent heißt Advanced Air Support.
Toussus Le Noble (LFPN)
Dieser Platz wird seit 2024 von der Betreibergesellschaft auch als "Paris-Sacaly-Versailles" bezeichnet. Es ist (trotz gewisser Einschränkungen, siehe weiter unten) der insgesamt beliebteste IFR-Platz der Stadt für die kleine GA. Aber auch VFR-Piloten nutzen ihn häufig. Es ist schlicht der größte und bedeutsamste GA-Flugplatz der Metropolregion Paris und damit von ganz Frankreich. Zoll (also für Einreise z.B. aus der Schweiz) ist nicht möglich; Einreise (also für Flüge z.B. aus UK oder Irland) leider seit ein paar Jahren auch nicht mehr.
Er liegt im Westsüdwesten von Paris, in der Nähe von Versailles. Dies führt dazu, dass er für Flüge von Deutschland nach Paris (solange man danach nicht noch weiter nach Süden oder Westen möchte) ungünstig gelegen ist; insbesondere als VFR-Flieger muss man von Osten kommend zunächst (meist mit Turbulenzen) in Ameisenhöhe komplett um die Stadt herum, in einer Gegend, in der sehr viel VFR-Verkehr herrscht und der Luftraum äußerst komplex ist. Außerdem verbrät man unnötig Treibstoff und Flugzeit. Für IFR-Flieger hingegen ist - bei gutem Wetter - der Anflug auf die 25R natürlich ein Traum, da man direkt über die südliche City von Paris geführt wird (auch die LF-P25 darf man dann durchfliegen; die LF-P23 allerdings nicht; daher muss man den Anflug lateral schon halbwegs sauber fliegen). Außerdem überfliegt man bei ca. 3 Meilen auch noch den Militärplatz Villacoublay. Auch beim IFR-Abflug von der 07 bekommt man meist noch mal gute Blicke über die City.
Ich bin ich kein ganz so großer Fan von dem Platz; wer kein IFR braucht, sollte meines Erachtens eher z.B. nach Lognes (LFPL, siehe weiter unten) oder ggf. St. Cyr (LFPZ, siehe ebenfalls weiter unten) fliegen. Toussus hat nämlich gewisse Eigenheiten und Betriebseinschränkungen:
Beim VFR-Anflug muss man sehr gut auf Verkehr und die Luftraumstruktur achten. Der FIS in der Gegend westlich des Platzes heißt "Chevreuse Info". Der Platz liegt innerhalb einer großen LF-R (35); die einzige Bedingung, um in sie einzufliegen ist hier allerdings, mit Toussus TWR in Funkkontakt zu stehen. Es ist also nichts weiter als eine Art RMZ; eine CTR hat der Platz - trotz TWR - nicht! Die weiteren Anflugdetails sollte man natürlich vorab gut studieren, denn man muss ziemlich genau entlang der vorgegebenen Routen fliegen. Der Platz hat politische Probleme. Fliegt man ohne ganz triftigen Grund in die in der Anflugkarte blau markierten Lärmschutzgebiete ein, handelt man sich konkreten Ärger ein. Auch in den Nachtstunden darf in Toussus kategorisch nicht geflogen werden; es ist also kein 24h-Platz, wie die meisten anderen in Frankreich.
Die größte Einschränkung aber: außerhalb der Betriebszeiten des Towers dürfen seit einiger Zeit platzfremde Luftfahrzeuge überhaupt nicht mehr fliegen, außer mit behördlicher Genehmigung*. Dazu kommt, dass es keine fest definierten Plan der ATS-Öffnungszeiten gibt, sondern jeweils zum Ende des Monats für den Folgemonat per NOTAM einige Tage veröffentlicht werden, an denen KEINERLEI ATS am Platz zur Verfügung steht! Heißt: an diesen Tagen ist der Platz dann also für Gäste prinzipiell geschlossen. Dabei gibt es nahezu überhaupt keine Regelmäßigkeiten (meist sind Wochentage betroffen, manchmal aber auch Wochenendtage). Sehr langfristig planen kann man Flüge nach Toussus also nicht!
*Wer es versuchen möchte, der sollte auf französisch eine e-mail an das zuständige Luftamt, die DSAC Nord schreiben. Adresse: franck.bouniol AT aviation-civile.gouv.fr. Dabei mitteilen, dass man in der Lage ist, den Funk auf Französisch durchzuführen, dass man mit dem Flugplatz vertraut ist und außerdem einen Scan des Lärmzeugnisses beifügen.
Und noch eine weitere Einschränkung: der Platz hat seit 2019 auch gewisse Lärmeinschränkungen, was Flugbewegungen angeht, welche vom Wochentag, der Tageszeit und der Lärmklasse des Lfzs abhängen. Das Ganze erinnert schon etwas an die verhasste Landeplatzlärmschutzverordnung in Deutschland. Für besuchende Lfz (die ja in der Regel vor Ort keine Platzrunden fliegen) gibt es zwar nur wenige relevante Einschränkungen, aber: an Sonntagen im Sommerhalbjahr sind zwischen 12:00 und 15:00 Uhr Ortszeit keine Starts oder Landungen mehr erlaubt!
Eine weitere fliegerische Einschränkung ist, dass VFR-Luftfahrzeuge in der Platzrunde und der den Platz umgebenden LR-35A nur mit maximal 100 Knoten oder 1,45 x Vs fliegen dürfen. Auch hierhinter steckt wohl der Lärmschutz.
Und noch was: während der jährlichen Paris Air Show (Juni) geht der Platz völlig "in Tilt". Es gilt dann Handling-Pflicht, und Parkplätze gibt es dann auch keine. Also auch deshalb: frühzeitig die NOTAMs checken!
Man muss (und kann) in Toussus vor Ort keine Landegebühren bezahlen. Die Rechnung wird - zumindest theoretisch - per Post versandt. Man soll dazu seine Daten hinterlassen. In der Praxis kommt dann oft gar nichts, was als Pluspunkt zu werten ist. Das Landen kostet ca. 29 Euro, aber Parken kostet nochmal 25 Euro pro 24h. Wenn man nach dem Flug von sich aus eine Mail an den Platz schickt, bekommt man die Rechnung mit Sicherheit zugeschickt. Vor Ort kann man nicht mal die Daten hinterlassen. ALLERDINGS: seit 2024 kann man hier die Gebühren auch per aerops bezahlen, was einwandfrei funktioniert.
Für Avgas und Jetfuel gibt es jeweils einen TOTAL-Tankwagen, d.h. man braucht so oder so einen Tankwart, welchen man von dem kleinen "Terminal" aus (das kleine Gebäude neben dem TWR-Gebäude mit dem Restaurant) rufen kann oder auch über die Ground-Frequenz herbeiholen. Bezahlung dann mit der TOTAL-Card oder auch mit normaler Kreditkarte möglich. Es kann zu Verzögerungen kommen. Es ist mittlerweile sogar so, dass TOTAL es wünscht, dass man etwaigen Tankbedarf vorher über eine Buchungswebsite vorher mit genauer Uhrzeitangabe anmeldet. Crazy.
Dazu gibt es seit 2023 am Platz eine Tankstelle für ethanolfreies Super-Benzin mit 98 Oktan. Bezahlung hierfür (nur) mit Kreditkarte.
Ansonsten fühlt man sich auf dem Platz etwas "lost" und "alone". Er ist eigentlich kaum auf Besucher eingestellt, sondern mehr auf den "home-based traffic". Man sollte nicht auf den Parkplätzen 40-43 parken; diese sind für großes Gerät und kosten kräftige Parkgebühren. Für fremde Kleinflugzeuge gibt es insgesamt nur 13 Parkpositionen auf Asphalt, welche (selten) auch machmal voll sind; man muss dann auf Gras ausweichen (es ist in der Regel nicht möglich, vorab einen der handlingfreien Asphaltparkplätze zu "reservieren"). Hangarplätze sind auf Anfrage in der Regel verfügbar. Rein und raus aus dem Flughafengelände kommt man mit einer Zugangskarte (welche man beim Verlassen aus einem Automat erhält) und entsprechenden Kartenautomaten und gesicherten Türen. Das kleine Ankunftsgebäude (es ist nicht das Towergebäude, sondern das kleine Ding daneben) ist stets verwaist. Immerhin, es gibt zwei Restaurants (das erste, unten im Towergebäude), heißt "Le Bouchon". Es hat allerdings wenig Charme und auch bei den lokalen Piloten einer eher schlechten Ruf. Dazu gibt es, allerdings noch 600 Meter weiter Richtung Südwesten noch ein weiteres Restaurant ("Air & Cook", sonntags und montags geschlossen). Dieses ist gut. Wer nur einen Lunch-Stop machen will, kann sich beim "Aero Touring Club de France" anmelden und dann quasi direkt vor der Tür parken. Außerdem gibt es auch einen Pilot Shop am Platz.
Taxis sind wie immer recht teuer. Wenn man direkt nach Paris fahren möchte, kostet dies ca. 100 Euro. UBER und Bolt kosten jedoch nur zwischen 40 und 75 Euro (es hängt u.a. von der Tageszeit ab). Viele Leute fahren dennoch mit dem Taxi für ca. 25 Euro nur bis zur RER-Station von Versailles (Chantiers) und nehmen dann die Bahn in Richtung Paris-Montparnasse. Zum Schloss von Versailles sind es per Taxi ca. 30 Euro. Es gibt aber auch Avis und Europcar in der Nähe des Platzes, die möglicherweise auf Wunsch Autos am Platz bereitstellen. Ich empfehle aber das Autofahren in Paris nicht.
Bei Abflug, auch nach VFR, wird von GND ein startup request erbeten.
Pontoise (LFPT)
Die Stadt Pontoise und dessen GA-Flughafen (bei den Locals teilweise eher unter dem Namen "Cergy" bekannt) liegt nordwestlich von Paris, also meist auch nicht so ganz ideal. Außerdem schon ein klein wenig weiter weg von Paris. Er ist die Heimat eines der größten Aeroclubs Frankreichs, des "Aeroclub Hispano Suiza"; er hat eine ganz beachtliche Flotte (vor allem Cessnas). Trotzdem ist auf diesem Platz mittlerweile nicht mehr so viel los. Das ILS wurde 2023 abgeschaltet; seitdem gibt es im Wesentlichen nur noch RNP-Anflüge, allerdings auf mehrere Pisten.
Auch dieser Platz ist leider nicht allzu sehr auf Besucher eingestellt. Es gibt nämlich nur recht wenige "freie", also für Gäste vorgesehene Parkflächen. Diese befinden sich südlich der Schwelle der Piste 30 Die Asphaltfläche im Norden der Piste 12/30 ist PPR. Es ist allgemein klug, das Thema Parken vorab zu klären. Meist aber ist es trotz der kleinen Fläche kein Problem, denn der Platz wird nur recht selten von Besuchern genutzt. Handling ist grundsätzlich aber nur für Flugzeuge >3,5 Tonnen Pflicht (Ameridair); es sei denn, man bekommt keinen der "freien" Parkplätze mehr oder möchte einen Hangarplatz. Auch ULs sind grundsätzlich PPR.
Auch hier gilt: Zoll (also für Flüge z.B. aus der Schweiz) ist mit Voranmeldung möglich; Einreise (also für Flüge z.B. aus UK) allerdings gar nicht mehr (siehe AIP/VAC).
Und, auch hier gilt - wie in Toussus - gut die NOTAMs zu checken, denn auch hier gibt es Tage, an denen es keinerlei ATS gibt, wobei hier zumindest grundsätzlich das Fliegen außerhalb der ATS-Zeiten für Platzfremde erlaubt ist. Man kann also grundsätzlich wirklich 24/7 (nachts mit PCL) starten oder landen!
Avgas gibt es von TOTAL, mit Automat für das Carnet. Wer das nicht hat, kann sich z.B. an den Club Hispano-Suiza wenden. Jet-A ist PPR (via Ameridair). Die Gebühren sind identisch mit denen von Toussus, sprich Landen kostet ca. 29 Euro, aber Parken kostet nochmal 25 Euro pro angefangene 24h. Am besten bezahlt man sie per aerops, denn klasssich vor Ort per Karte oder bar geht nicht. Das früher vom Aeroclub betriebene kleine Restaurant am Platz ("La Cigogne") ist seit 2022 geschlossen. Abgesehen vom Tower sprechen am Boden aber wie so oft nur wenige Leute passabel englisch. Beim Ausgang den Code für den Wiedereinlass fotografieren!
Was den Bodentransport angeht, so nimmt man in der Regel ein Taxi zur RER von Cergy. Aber auch hier ist es schlicht nicht immer so einfach, überhaupt an ein Taxi ranzukommen. UBER ist eine gute Alternative. Ein nomales Taxi ganz bis nach Paris kostet auch hier ca. 100 Euro. UBER weniger.
Beauvais-Tillé (LFOB)
Dieser Low-Cost-Airline-Platz ist eigentlich schon nicht mehr als "im Pariser Raum" zu bezeichnen, denn die Stadt Beauvais liegt satte 70 Kilometer nördlich. Dennoch kann der Platz unter gewissen Umständen Sinn machen, denn 1. gibt es dank Ryanair und Wizzair regelmäßige und günstige Busse direkt nach Paris (sowie natürlich auch Mietautos) und 2. ist es in der gesamten Region (außer Le Bourget) der einzige IFR-Platz mit Schengen-Einreisemöglichkeit, also für Flüge von und nach UK, Irland oder die Kanalinseln. Außerdem ist er bis spät (bis mindestens 22:00h) mit geöffnetem Tower, also auch mit englischem Funk, anfliegbar.
PPR ist fürs Parken notwendig (umständlich) und es werden 48h Frist gefordert. Außerdem ist der Platz leider auch am Boden eher umständlich (Sicherheit...), da er eben voll auf Ryanair und Co. eingestellt ist. Es gibt aber Avgas (mit normaler Kreditkarte direkt am Tankautomat bezahlbar!). Parken auf Gras, auf der Nordostseite des Platzes. Die (knappen) Asphaltflächen sind zum Parken für platzfremde Maschinen streng PPR. Insgesamt ist man nicht besonders auf GA-Besucher eingestellt. Wie gesagt; der Platz dient hauptsächlich dem Linienbetrieb; ein bisschen lokale GA wird dazu "toleriert". Auch für die Einreise stets an Voranmeldung denken. Einschränkungen für den Nachtflug gibt es wirklich nur mitten in der Nacht. Das Handling ist sehr teuer und generell nicht Pflicht, aber wenn man Schengeneinreise oder Schengenausreise machen will schon, so dass sich dafür dieser Platz eigentlich auch nicht eignet.
Außerdem sei am Rande gesagt, dass auch die Stadt Beauvais selbst eine gewisse Besonderheit hat: Die dortige Kathedrale war seinerzeit im ausgehenden Mittelalter ein Riesen-Projekt und sollte die von Amiens noch überstrahlen. Und tatsächlich: hinsichtlich der Innenhöhe ist es heute noch die höchste Kirche der Welt; höher noch als der Petersdom. Äußerlich allerdings wurde die Kirche letztlich nie ganz fertiggestellt - die Kirchenspitze fehlt quasi.
Manche IFR-Piloten, die außerdem Zoll brauchen (also von den Britischen Inseln oder aus der Schweiz kommend) nutzen in Ermangelung anderer Alternativen für Paris-Besuche sogar Rouen (LFOP) oder gar Lille (LFQQ) und fahren dann mit dem Zug weiter.
2. VFR-Plätze
Nun zu den wirklich schönen und unkomplizierten, sowie zumeist recht stadtnahen Flugplätzen im Pariser Raum.
Lognes-Emerainville (LFPL)
*Der* VFR-GA-Platz im Osten der Stadt und wohl der verkehrsreichste Flugplatz Frankreichs. Lognes (ausgesprochen "Lonj", mit weichem j) ist ein Vorort von Paris und ist über die rote RER-Linie mit der Innenstadt (Nation, Gare de l'Est, Chatêlet / Les Halles) verbunden. Der Flugplatz ist ein viel beflogener GA-Platz mit Tower, aber ohne CTR und ohne IFR-Verfahren (bei Bedarf kann man wochentags einen IFR-Letdown in Melun LFPM fliegen - dort allerdings kein ILS mehr). Vor allem am Wochenende können teilweise bis zu zehn Flugzeuge in den Platzrunden sein! Die asphaltierte Piste ist 700 Meter lang, also nicht unbedingt riesig. Viel Wald und Bebauung im Umfeld; Notlandeflächen sind sehr rar. ULs sind hier übrigens PPR!
Auch dieser Platz hat schon vor vielen Jahren seinen Status als Grenzübergangspunkt verloren; Direktflüge von und zu den Britischen Inseln z.B. (außerhalb Schengens) sind somit leider generell nicht möglich (obwohl in der VAC unter "Zoll" eine Telefonnummner für die "Police" veröffentlicht ist). Auch Zollplatz ist Lognes seit 2018 nicht mehr, so dass auch Direktflüge z.B. von und in die Schweiz nicht mehr möglich sind.
Anflüge nach IFR müssen hier mit Y-Flugplan (nicht mit I-Plan) geplant werden. Leider wird man auch so lange man noch IFR ist, stets aus dem Luftraum A von Paris herausgehalten, d.h. Anflüge finden meist schon weit draußen sehr tief statt. Beim Anflug aus Osten kommend muss den Platz und die Platzrunde von Meaux (LFPE) meiden, denn dort gibt es eine RMZ, die vertikal bis an den Luftraum A (ab 1500 Fuß MSL) heranreicht am besten, man fliegt etwas südlich, immer der Autobahn entlang, denn dadurch kommt man auch direkt zum Einflugpunkt Echo. Da man beim Anflug aufgrund der Pariser Luftraums nur ca. 1000 Fuß AGL fliegen darf, kommt der Funkkontakt mit dem Tower oft erst ca. 10 Meilen vor dem Platz zustande. Der Turm funkt zwar sehr gut in Englisch, man muß aber davon ausgehen, dass die anderen Piloten in der Platzrunde das nicht alles verstehen. Also gut aufpassen; es kann es bei viel Betrieb schon mal hektisch werden. Es gibt auch ein Verfahren für einen Direktanflug, man muss sich aber etwas mit der Anflugkarte auseinandersetzen, denn es gelten recht strenge Lärmschutzverfahren (Platzrundenführung!). Außerdem ist natürlich der Rand der Paris CTR nicht weit entfernt. Und Achtung: an gewissen einzelnen Tagen des Monats (siehe NOTAMs) gibt es auch hier kein ATC und es gilt dann "FR-only".
Avgas Tanken kann man selbstständig mit Total-Carnet. Mit Kreditkarte oder bar geht nur, wenn ein Tankwart Dienst hat (allerdings ist dann die recht lange Mittagspause zu berücksichtigen). An der Tanke soll immer Richtung Westen gestanden werden; das nehmen die dort irgendwie wichtig. Dazu gibt es seit September 2023 am Platz eine Tankstelle für ethanolfreies Super-Benzin mit 98 Oktan. Bezahlung hierfür (nur) mit Kreditkarte. Dafür gibt es seitdem kein UL91 mehr.
Die Landegebühr ist mit 22 Euro für Pariser Verhältnisse OK. Vor allem aber: Abstellgebühren gibt es hier absolut keine! Die Gebühr kann man nicht vor Ort bezahlen (Formular ausfüllen; man bekommt dann irgendwann die Rechnung per Mail zugeschickt - oder auch nicht). Alternativ kann man die Gebühr hier seit 2024 auch per aerops bezahlen.
Leider gibt es auch hier nur wenige (insgesamt sechs) Asphaltabstellpositionen für auswärtige Flugzeuge. Diese sind häufig belegt. Wenn man unbedingt auf Asphalt will, sollte man vorher versuchen einen Platz "reservieren". Ansonsten parkt man auf einer Grasfläche, die aber absolut in Ordnung ist.
Das Flugplatzrestaurant "Le Briefing" ist gut (leckeres Tartare, Weine teuer). Leider nur wochentags geöffnet.. An deren hilfsbereites Personal sollte man sich auch wenden, wenn man Probleme hat, ein Taxi zum Platz zu kriegen. Wenn es geschlossen ist, findert man auf dem Flugplatz Toiletten nur außerhalb der Airside.
Die RER-Station erreicht man mit einer kurzen Taxifahrt. Kosten pro Fahrt ca. 14 Euro. Das Problem: manche Taxifahrer weigern sich, diese Fahrt durchzuführen, weil sie zu wenig Umsatz bringt. Unten im Towergebäude sind zahlreiche Taxinummern angeschlagen. Empfohlen wird die 069-8989524. Ggf. hat man mit der Taxi-App "G7" noch etwas bessere Chancen. UBER geht gut (10 Euro).
Die RER fährt von dort alle 10-15 Min. (auch sonntags!) für wenig Geld zügig nach Châtelet, Étoile, etc.
Wenn man kein Taxi bekommt, so ist es zur Not mit leichtem Gepäck auch möglich, zu Fuß die Strecke zwischen Flugplatz und Bahnhof (ca. 2,8 km) zu bewältigen; wenn man den idealen Weg kennt (smartphone + google maps hilft), sind es ca. 25 Minuten.
Eine Taxifahrt direkt nach Paris kostet ca. 75 Euro und ist meist auch nicht schneller als der Weg via RER. Günstiger ist zumindest UBER; das kostet nur ca. 45 Euro (hängt natürlich auch ein bisschen davon ab, wo in Paris man hin möchte). Zur Vollständigkeit sei noch gesagt, dass es in LFPL auch Autovermietungen direkt am Platz gibt. Ohne Vorbestellung geht allerdings nichts. Außerdem ist es eher Wahnsinn, mit dem Auto in die Innenstadt von Paris zu fahren. Auch wer "nur" zum nahen Euro-Disneypark möchte, sollte besser die Bahn nehmen. Es gibt ein Ibis-Hotel, das halbwegs in Fußgehdistanz zum Platz ist.
Der IFR-Pickup beim Start ist leider manchmal etwas zäh; es dauert nach meiner Erfahrung jedes Mal mindestens 10 Minuten bis man vom FIS an "Control" übergeben wird und in den kontrollierten Luftraum steigen kann; Tipp: vor dem Start mit der zuständigem ATC telefonieren. Dazu eben oft sehr viel VFR-Verkehr in der Gegend!
Chelles-Le-Pin (LFPH)
Wir bleiben im Osten der Stadt; nur ein wenig nördlich von Lognes gibt es noch den Grasplatz Chelles-Les Pin. Dieser liegt rein geographisch noch ein klein wenig näher an Paris. Er hat allerdings recht kurze Pisten, ist sehr stark umbaut und auch an drei Seiten von der Paris CTR umgeben. Früher war dieser Platz einschränkungsfrei auch für Externe anfliegbar. Leider hat es 2018 und 2019 Unfälle hier gegeben. Seit 2022 ist es so, dass dieser Platz, obwohl laut VAC weiterhin "ouvert à la CAP" ist, einer strengen Einweisungspflicht unterliegt. an muss also eine Art "qualification de site" erwerben, ähnlich wie für einige Alpenflugplätze, um hier fliegen zu dürfen (es sei denn man hat selbst ein generelles EASA-Mountain Rating. Daher sei dieser Platz hier nicht mehr näher beschrieben. Zum Glück liegt ja Lognes fast gleich nebenan.
Le Plessis-Belleville (LFPP)
Wir gehen noch etwas weiter aus der Stadt raus, Richtung Nordosten. Der Platz von Le Plessis-Belleville liegt also schon etwas weiter von Paris entfernt als Lognes, aber auch er ist dank passabler Zuganbindung gut geeignet. Auch hier kein ATS, sondern nur A/A; auch hier ist die Asphaltpiste 700 Meter lang. Weniger Verkehr als in Lognes. Am Platz ist die Pariser Vertretung von Cirrus beheimatet.
Auch hier gilt: max 1500 Fuß und gut auf den Luftraum der nahen Paris CTR achten.
Vorteil gegenüber Lognes: bis zum Bahnhöf sind es insgesamt nur 1,7 Kilometer, d.h. die Strecke ist, wenn man zu Fuß gehen will / muss, kürzer. Allerdings führt sie am Rand einer recht viel befahrenen Straße entlang, was nicht so toll ist. (Wer ein Taxi für den Weg zum Bahnhof vorzieht: 06 07 24 66 12).
Dennoch: wenn man zu Fuß geht, sollte man am besten nach der Landung auf der Grasfläche vor der Halle des Aeroclub Renè Mouchotte (ganz im Westen des Platzes) parken, um den Fußweg zu minimieren. Von dort auf die Hauptstraße und der dann am Straßenrand für 1,5 Kilometer in Richtung Süden folgen. Gute 15 Minuten später kommt man direkt zum kleinen Bahnhof von Le Plessis-Belleville. Unterwegs - bei Bedarf - McDo und Lidl. Züge gibt es wochentags recht häufig, am Wochenende aber seltener. Dauert 40 Minuten und fährt nach Gare du Nord / Paris Nord.
Im Übrigen gibt es Landegebühren in LFPP: 8 Euro für Einmots. Außerdem auch spürbare Parkgebühren (19 Euro pro Nacht). Allerdings ist das Büro des Flugplatz-Managers wohl samstags und sonntags nicht besetzt (und es gibt keinerlei Briefkasten o.ä.), so dass man ggf. auch ohne Bezahlen davon kommt. Möglicherweise muss man sich zum Bezahlen wochenends an den Air France-Club etwas weiter im Osten des Platzes wenden. Avgas gibt es von einer BP-Tanke. Mit BP-Card kann man selbstständig tanken; sonst benötigt man personelle Hilfe. Auch Nachtflug ist möglich; für die Genehmigung und die Aktivierung des PCLs muss man sich aber vorab an den Flugplatzmanager wenden.
St. Cyr-L'Ecole (LFPZ)
Kommen wir nun zu dem Platz mit der kürzesten und angenehmsten Fußmarschstrecke zwischen Flugplatz und Bahnhof. St. Cyr liegt im Westen von Paris, nicht weit von Toussus Le Noble und sehr nah an Versailles (In der Tat: die Piste 29 hat eine der schönsten Platzrunden Europas; man fliegt nämlich sehr nah am Schloß Versailles vorbei). Der Anflug ist aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens und der komplexen Regeln durchaus anspruchsvoll und eher was für Profis (Einflugpunkte genau einhalten und wie immer auf den LR A von Paris achten).
Der Platz ist kontrolliert, hat aber nur (lange) Graspisten, keine CTR, keine IFR-Verfahren und auch keinen Zoll. ULs sind nur mit PPR erlaubt. Die Pisten sind nicht so besonders gut markiert.
Für mich ist dies *der* VFR-GA-Platz im Westen von Paris. Parken kann man auf Asphalt, idealerweise vor dem (mäßigen) Bistro "Les Ailes Volantes". Avgas gibt's von einer Tanke 300 Meter weiter östlich (BP, mit 24h-Kartenautomat für das BP-Carnet; ohne diese Karte braucht man Hilfe von der dortigen Flugschule "Paris Air Services"). Man muss nach der Landung nicht zum Turm gehen, denn die Landegebührenrechnung kommt per mail (oder auch nicht); Bezahlung vor Ort ist überhaupt nicht möglich. Die Landung kostet nur ca. 15 Euro; Parkgebühren gibt es gar keine! Seit 2024 kann man die Gebühr auch per aerops bezahlen.
Zu Fuß vom Bistro aus bis zum Bahnhof von St. Cyr sind es gesunden Schrittes gute 20 Minuten oder 1,5 Kilometer, die gut zu gehen sind (Fußwege); mit nur leichtem Gepäck gar kein Problem: am Platzausgang rechts (dort gibt es ein "Aerotel") und dann nur noch geradeaus. Von dort entweder per Regionalzug (Linie "N", nach Montparnasse) oder mit der gelben RER (Tour Eifel, Pont Invalides, Notre Dame). Fahrzeit ca. eine halbe Stunde. Den Rückweg kann man identisch machen. Dann wieder ohne Formalitäten direkt zum Flieger und los.
Dennoch würde ich St. Cyr nur dann gegenüber Lognes vorziehen, wenn es wie gesagt von der weiteren Reiseroute her überhaupt Sinn macht, im Westen der Stadt zu landen.
Enghien-Moisselles (LFFE)
Exakt die gleiche Distanz von der Innenstadt von Paris wie Lognes, Chelles und St. Cyr hat dieser im Norden gelegene Grasplatz. Leider ist er "usage restreint", nämlich platzeigenen Maschine vorbehalten. Soweit ich weiß bekommt man als Externer nicht ganz so einfach (also ohne lokale Einweisung) die Genehmigung zur Landung. Kein ATS, d.h. man sollte besser auf Französisch funken können, auch wenn Französisch nicht strikt vorgeschrieben ist. Das Einflugverfahren ist genau spezifiziert, denn der Platz befindet sich innerhalb der Pariser LF-R275.
Dennoch sei der Platz genannt, weil die fußläufige Strecke zum lokalen Bahnhof ("Domont") auch hier noch absolut in Rahmen ist (1,9 Kilometer). Man sollte aber auch hier sich vorab die beste Strecke angeschaut haben und diese unterwegs dann auf dem smartphone mitverfolgen.
Für den nahe Lognes gelegenen Grasplatz Chelles Le Pin (LFPH) bekommt man definitiv als Externer ohne Einweisung keine Landegenehmigung.
Noch ein paar touristische Tipps für Flieger:
Wer auch während eines Paris-Besuchs nicht auf Piloten-Shopping verzichten kann findet dort den Pilot Shop "La Boutique du Pilote". Dieser befindet sich im Westen der Innenstadt, nahe der RER-/bzw. Metrostation "Javel". Sonntags und montags geschlossen.
Außerdem in Paris befindet sich - natürlich - der "Aeroclub de France"; dies ist aber nicht der Dachverband der französischen Aeroclubs, sondern lediglich der älteste Aeroclub der Welt, gegründet 1898. Dessen heilige Hallen und unter anderem ein edles, mit Luftfahrtmotiven gespicktes Restaurant befinden sich in der Nähe des Trocadero. Siehe hier.
Und natürlich gibt es in Paris auch ein wichtiges Luft- und Raumfahrtmuseum. Das "Musée de l'Air et de l'Espace" befindet sich - standesgemäß - am historischen Flughafen von Le Bourget. Siehe hier.