Flugziele/Atlantik
Die französischen Atlantikküsten (& vorgelagerte Inseln)

Die französische Atlantikküste reicht von Brest im Norden bis nach Biarritz im Süden. Sie ist insbesondere im Sommer ein Traum, zumal es hier - anders als im Mittelmeer - kaum diese drückende Hitze gibt sondern ein sehr angenehmes Klima herrscht.

Besonders beliebt ist der Süden der Atlantikküste - die Region Aquitanien - auch bei Surfern. Dies wiederum macht sie bei Campern beliebt. Auch Badeurlaub kann man hier machen; dafür empfehle ich wegen der Wassertemperaturen allerdings eher den Spätsommer, also sagen wir vom 15. Juli bis 15. September, auch wenn dies überwiegend die Hauptreisezeit der Franzosen ist und es daher recht voll ist (zum Glück "verläuft" es sich dort recht gut). Aber auch in den Randjahreszeiten (ohne Badepläne) kann ein Flug an den Atlantik sehr reizvoll sein. Ein Wochenende in La Rochelle, Arcachon oder Biarritz ist immer schön.

Zunächst sollen hier die wesentlichen Flugplätze und Orte im Küstenbereich vorgestellt sein und in diesem Fall "von Süd nach Nord" vorgegangen werden, also von Aquitanien über Poitou-Charentes bis zum den Küstengebieten der Region Pays de la Loire. Der nördlichste Abschnitt der französischen Altantikküste wird im Kapitel "Bretagne" näher betrachtet.

Siehe auch meinen Artikel "Atlantikküsten" im Abschnitt "Impressionen".

Biarritz-Bayonne (LFBZ)

Biarritz, ganz im Süden der französischen Atlantiküste, liegt nur wenige Kilometer von der spanischen Grenze entfernt. Die Stadt war vor 100 Jahren *der* Urlaubsort wohlhabender Franzosen, bevor es mit den Fernreisen losging.

Aber auch heute ist Biarritz nach wie vor eine ganz besondere und faszinierende Stadt. Eine Mischung aus Großstadt, Ferienort und Strand. In der Haupturlaubssaison (Mitte Juli bis Ende August) ist es leider naturgemäß etwas sehr voll. Aber auch in der Randsaison wegen der relativ milden Temperaturen beliebt (wobei es am Atlantik trotzdem natürlich nicht ganz so warm ist wie in der Mittelmeerküste). Es gilt aber - wie an eigentlich allen Plätzen entlang der Atlantikküste - erhöhte Gefahr der Seenebelbildung.

Der Flughafen, LFBZ, hat etwas Linie, im Sommer Charterverkehr und sonst etwas (kleine und große) GA. Leider hat sich der Flughafen in den letzten Jahren einen schlechten Ruf "erarbeitet". Zum einen, weil hier ein Büro der französischen Police de l'Air am Platz ist und infolge dessen ein nicht unwesentlicher Teil der hier landenden fremden Maschinen (vor allem, aber nicht nur N-reg.) pauschal einem "Ramp check" unterzogen wird. Daher unbedingt das Paperwork in Ordnung haben.

Zum zweiten aber, weil hier - trotz relativ viel Platz - für das Parken unnötigerweise völlig bürokratisch mit PPR-Pflicht agiert und ziemlich kompromisslos durchgesetzt wird; es gibt nur eine handvoll (!) offizielle "Parkpositionen" für kleine Einmots. Außerdem wird, wenn man einen angemeldeten und genehmigten Flug kurzfristig abgsagt mit cancellation fees gedroht! Ein Stückchen Italien in Frankreich also. Oder eher noch schlimmer. Auch Zoll erfordert Voranmeldung.

Seit Anfang 2023 ist es so, dass kleine Einmots nicht mehr direkt vor dem GA-Terminal am Apron Alpha parken (dieses ist jetzt - zumindest während des Sommerhalbjahrs - für die "große" GA reserviert), sondern auf Apron "Kilo", südwestlich der Piste. Man muss also (Handlingzwang!) auch noch mit dem Bus transferiert werden.

Die Kosten liegen daher nun in Summe bei knapp über 100 Euro. Sonntags gibt es noch einen spürbaren Aufschlag aud die Handlinggebühr. Es gibt Avgas (Self-Service mit BP-Card), Jet-A, Mietwagen, etc. Es gibt nahezu direkt am Platz ein Hotel mit Restaurant (Sure Hotel). Auch ein Bus (Nr. 36) fährt regelmäßig in Richtung Stadt. Ein Taxi in die Stadt ist aber auch nicht allzu teuer.

Noch einmal zur Stadt Biarritz: die Stadt schmiegt sich an den Atlantik. Besonders schön ist es, zu Fuß die zerklüfftete Küstenlinie abzulaufen und dabei immer wieder die verschiedenen Aussichtspunkte zu erkunden, während sich am Strand und an den Felsen die Brandung entläd. Am Strand und im Wasser tummeln sich praktisch immer hunderte von Surfern. Die Surfer prägen diese Stadt (im positiven Sinne) einfach sehr. Der schönste und größte Strand ist natürlich der "Grand Plage" direkt vor der Stadtmitte. Dort ist es schön, auf der Terasse des Bleu Café (beim Piscine Municipale) zu sitzen und das Treiben und die Kulisse auf sich wirken zu lassen. Etwas besser (Seafood) essen kann man "Chez Albert", das sich im alten Fischerhafen befindet. Daneben gibt es noch zwei weitere, einen Tick günstigere Restaurants. Insgesamt finde ich es dort (am alten Fischerhafen) persönlich allerdings nicht so sehr schön, weil man etwas abgeschnitten von der Action sitzt und keinen so schönen Blick hat. Wer ein bisschen spanisches Lebensgefühl abbekommen will, findet in der Altstadt von Biarritz auch einige Tapas-Bars.

Insbesondere für Kinder sehr interessant ist in Biarritz das Meeres-Museum (unweit des alten Fischerhafens).

Auch die ca. 10 Kilometer entfernte und am Zusammenfluss der Flüsse Adour und Nive gelegene Stadt Bayonne ist sehr sehenswert. Selbiges gilt auch für die Küstenstadt Saint-Jean-de-Luz; sie liegt 15 Kilometer südlich von Biarritz, sehr nahe der spanischen Grenze. Sie ist kleiner als Biarritz und versprüht viel Charme, auch wenn auch hier um Sommer sehr viele Touristen unterwegs sind. Sehr empfehlen möchte ich den Wochenmarkt in Saint-Jean-de-Luz.

Wer kein PPR in LFBZ erteilt bekommt, hat leider auch kaum gute Alternativen ganz in der Nähe. Der kleine, am Fuße der Pyrenäen gelegene Platz Itxassou (LFIX) ist "usage restreint". Der Militärplatz Dax (LFBY) ist zivil auch nur sehr eingeschränkt nutzbar. Am ehesten eignen sich für einen Besuch der Gegend wirklich noch Pau-Pyrenées (LFBP, siehe dafür den Abschnitt "Pyrenäen") und San Sebastian (LESO), um die Ecke in Spanien. Letzterer hat einen traumhaften Anflug. Auch hier gilt: PPR für's Parken, aber dort ist es um Längen einfacher, das PPR zu erhalten, als in Biarritz selbst. Mit dem Auto ist man von dort aus in 30 Minuten in Biarritz.

Mimizan (LFCZ)

Einige Kilometer nördlich, im Départment Les Landes, liegt der kleine GA-Platz Mimizan, ca. 6 Kilometer von der Küste entfernt. Dies ist vor allem einer der aktivsten Fallschirmsprungplätze Frankreichs; hier ist die PC-6 praktisch permanent in der Luft. Es ist aber auch für Besucher ein guter, unkomplizierter Platz. Mit sollte aber schon in der Lage sein, sich bei Bedarf auf Französisch grob mit dem Piloten der Springermaschine (und andere Maschinen) abzusprechen (manchmal gibt es auch am Boden eine Art "Flugleiter"). Avgas gibt es von TOTAL, allerdings ohne Carnet-Automat, aber seit 2022 mit Kreditkartenautomat. Es gibt eine moderate Landegebühr.

Der Strandort Mimizan-Plage ist ca. 7 Kilometer entfernt.

LF-R31

An dieser Stelle ein paar Worte zu der Restricted Area 31, welche mit ihren verschiedenen Sektoren den gesamten Küstenabschnitt von Biarritz bis zur Mündung der Gironde bei Soulac "abdeckt".

Vor dieser LF-R sollte man nicht allzu viel Angst haben. Wochenends ist sie in der Regel nicht aktiv. Und wochentags kann man - mit Funkkontakt - meist ebenfalls ohne allzu große Umwege hindurchfliegen. Zuständig ist hier "Cazaux Military", die ich bisher immer als exzellent erlebt habe. Die letzten Male konnte ich quer durchfliegen und erhielt perfekte, ruhige Verkehrshinweise von gar nicht weit entfernt übenden Militarjets. Die LF-R ist also eigentlich eher nur eine Art RMZ. Wirklich sensationell. Also: keine Sorgen! Fliegen in Frankreich eben!

Biscarrosse (LFBS)

Ein kleiner, meist verschlafener Platz am Étang de Biscarrosse. Trotzdem (zumindest wochentags) mit einem TWR-Service versehen. Dies wegen der hier beheimateten Flugschule (sowie einer dortigen ATC-Schule). Biscarrosse ist fliegerisch vor allem aus zwei Gründen bekannt: erstens, wegen der am See gelegenen Wasserflugbasis. Und zweitens, weil Biscarrosse ein Airpark ist, sprich es am Platz einige Wohnhäuser mit direktem Anschluß an die Taxiways und Pisten gibt. Bis ins Ortszentrum von Biscarrosse sind es ca. 4 Kilometer. Am Platz gibt es auch ein kleines Restaurant ("Bistrot de l'Aérodrome").

ULs dürfen in Biscarrosse nur mit PPR fliegen! Vor allem aber: der Platz ist für Besucher auf dem Papier generell PPR (siehe AIP). Keine Landegebühren. Für Avgas gibt es eine TOTAL-Tankstelle mit Automat für das Carnet. Ohne ein solches sollte man das Tanken vorab klären; speziell am Wochenende ist oft niemand am Platz. Es gibt auch IFR-Anflüge. Das Asphaltvorfeld ist grundsätzlich der Flugschule vorbehalten, so dass "Gäste" meist auf Gras parken müssen, obwohl eigentlich genug Platz auf Asphalt wäre. Die Flugschule führt sich (wochentags) teilweise leider ein bisschen wie der große Platzhirsch auf und lässt Gäste sich wenig willkommen fühlen. Man kann aber auf Anfrage einen Hangarplatz erhalten. Am Wochenende hingegen ist der Platz wie gesagt meist eher ausgestorben.

Bei An- und Abflug sollte man stets auf tief fliegende Wasserflugzeuge über dem See achten. Die AIP enthält entsprechende Hinweise.

Wer sich für das praktische Wasserfliegen interessiert: Hier die Website der dortigen Flugschule:

aquitaine-hydravions.fr 

Man bietet Schnupperflüge und Schulung auf einer PA-18-150 (Amphibium) an; weiterführend gibt es auch noch ein Flugboot vom Typ Republic SeaBee. Zu prüfen bleibt ggf., ob es englischsprachige Lehrer gibt. Die Schule verfügt auch über eine "normale" Piper Cadet. Man muss allerdings stets eine (recht moderate) Jahresmitgliedschaftsgebühr bezahlen.

Om Ort Biscarrosse gibt auch ein Wasserflugmuseum:

www.hydravions-biscarrosse.com 

Arcachon (LFCH)

Einer der wohl besten GA-Plätze an der französischen Atlantikküste!

VFR-Anflüge von Süden werden stets perfekt von Aquitaine Approach, Biscarosse Tower und insbesondere Cazaux Military betreut. Die Verfahren sind recht genau vorgegeben; mal sollte sich etwas vorbereiten. Ein Überflug der berühmten "Düne von Pyla" in 1000 Fuß ist unter Beachtung aller geltenden Regeln kein Problem.

Der Flugplatz Arcachon ist sehr hübsch und gepflegt; eine wahre Freude. Superfreundliches Personal. Tanken ist selbstständig mit TOTAL-Carnet oder mit Hilfe des AFIS--Personals (leiht eine Karte) möglich. Es gibt auch UL91. Das Parken auf (ordentlichem) Gras ist ein paar Euro günstiger als auf Asphalt. Insgesamt aber absolut moderate Gebühren.

Leider gibt es die bis 2020 am Platz ansässige Mietwagenfirma www.pylamehari.fr nicht mehr, und auch sonst keine Mietwagenstation mehr. Taxis sind leider nicht immer so leicht und schnell zu bekommen. Versuchen kann man +3367563543 um z.B. zur Hertz-Station oder zur Europcar-Station am Bahnhof zu kommen (22 Euro); bis ins Stadtzentrum von Arcachon sind es ein paar Euro mehr. Auch Uber gibt es.

Schön ist in der Gegend neben der Düne von Pyla und Teilen von Arcachon auch immer wieder das Cap Ferret; fantastisches Restaurant: "pinassecafé", direkt am Fähranleger. Am besten nicht mit dem Auto rundherum fahren (zu weit und die Fahrt lohnt nicht) sondern ab Arcachon die Personenfähre nehmen. Es gibt Austern in Massen, aber auch alles andere schmeckt hier gut! Arcachon selbst ist hier und da ganz hübsch, finde ich persönlich aber nicht so sehr besonders.

Am Fuße der Düne von Pyla wird außerdem das Hotel und das feine Restaurant "La Corniche" empfohlen.

Andernos-Les-Bains (LFCD)

Kleiner Vereinsplatz am Nordostende der Bai d'Arcachon. Man kommt fußläufig (3 km) in den Ort und an den See. Hier allerdings kein ATS, sondern nur A/A. Avgas gibt es von TOTAL, allerdings ohne Carnet-Automat, daher ist man stets auf lokales Personal (des lokalen Aeroclubs) angewiesen. Vor allem im Sommer gibt es einigen Club-Betrieb. Insgesamt ist Arcachon als Platz aber deutlich größer und belebter. Auf halber Strecke Richtung See gibt es einen Fahrradverleih.Außerdem gibt es direkt neben dem Platz einen Campingplatz mit Pool und auf der anderen Straßenseite ein dazugehöriges Restaurant.

Vendays Montalivet (LFIV)

Ca. 2,5 Kilometer vom gleichnamigen Strandort ernfernt. Leider ist dieser Flugplatz "usage restreint" und für Externe offiziell nur am Wochenende anfliegbar. Dies hängt mit der LF-R61 zusammen. Möglicherweise lässt sich aber auch an Wochentagen in der Praxis was machen. Am besten vorab den Aeroclub Montalivet kontaktieren.

Soulac sur Mer (LFDK)

Der Platz liegt praktisch direkt an der Südseite der Mündung der Gironde in den Atlantik. Ein ruhiger Platz ohne ATS, etc. Allerdings ist der Platz genau genommen "FR-only". Avgas-Tanke von TOTAL, seit 2017 auch mit Automat für das Carnet. Ohne Carnet ist Hilfe von Leuten vor Ort notwendig; auch hier ist nicht immer jemand da. Kleine Warnung: bei meinem letzten Besuch dort sprang da ein kleiner Wicht von Aeroclub herum, der sich etwas wichtiger gemacht hatte, als er war. Nun, ja, solche Leute gibt es eben.... Ein Taxi in den Ort zu bekommen ist dort leider oft etwas schwierig. Zur Not gibt es ein paar Fahrräder am Platz zu leihen.

Es sind ca. 3,5 Kilometer bis in den Ort am Strand, der schön, aber rau ist. Sehr gutes Essen und Personal im "Le Grill Océan", direkt an der Seepromenade im Ortskern. Im Ort gibt es natürlich auch Fahrrad- und Autoverleih. Von hier ist es auch nicht weit in die Weingebiete des Médoc.

Royan-Medis (LFCY)

Der Platz liegt quasi genau "gegenüber" von Soulac, also direkt an der Nordseite der Mündung der Gironde. Der Platz ist für Sommerausflüge und Urlaube in die Region sehr beliebt. Es gibt einen AFIS, aber leider offiziell nur auf Französisch. Und daran halten sich die AFISOs auch, aber bitte während der ATS-Zeiten nur dann nutzen, wenn man passabel auf Französisch zu funken im Stande ist. Für die IFR-Piloten gibt es einen NDB- und einen GPS-Anflug. TOTAL-Tankstelle mit Automat; auch wenn Personal am Platz ist, kann man wohl nicht anders bezahlen. Es gibt ein Restaurant ("L'Escale") am Platz. Es sind ca. 4 Kilometer bis in die Stadt Royan und an den dortigen Strand. Letzerer allerdings liegt flussseitig; das Wasser ist also nicht so schön wie z.B. in Soulac; dafür gibt es keine so starke Brandung. Vom Platz aus in Richtung Nordwest liegt das Mündungsgebiet des Flusses Seudre. Hier, an Orten wie z.B. La Tremblade, ist ein weiteres Zentrum der französischen Austern-Kultur.

Rochefort St. Agnant / Charente Maritime (LFDN)

Eigentlich kein Küstenplatz, aber da er IFR und Nachtbeleuchung hat, sei er hier dennoch für die Region Rochefort / Île d'Oleron genannt. AFIS nur wochentags und stets mit Mittagspause. Geringe Landegebühren, Parken etwas teurer. Die Tankstelle für Avgas ist komplett self-service und akzeptiert Kreditkarten. Die Stadt Rochefort ist ganz interessant, mit einer streng im Schachbrettmuster angelegten Innenstadt kurz vor der Mündung der Charente. Taxi ca. 35 Euro. Seit 2021 ist dieser Platz auch ein "point de passage fronalier", kann also (mit PN!!) auch für UK-Flüge genutzt werden. Nachteil: auch für internationale Flüge innerhalb Schengens und der EU will man nun diese Voranmeldung haben.

Saint-Pierre d'Oléron (LFCO)

Eine schöne Ferieninsel im Atlantik. Schöne Strände gibt es vor allem im Norden der Insel. Vor allem aber ist Oléron ein Mekka für Freunde der Auster und des Seafoods allgemein. Im Westen der Insel liegt der Hafenort La Cotinière (einer der wichtigsten Fischereihäfen der gesamten Atlantikküste Frankreichs) mit vielen Restaurants (z.B. "La Chaloupe") und einem tollen Fischmarkt. Zum Geniessen! Ein gutes Hotel in La Cotinière ist das "Face aux Flots".

Auch die anderen Orte der Insel reizen insbesondere durch ihre reichhaltigen Fischmärkte.

Auch der Flugplatz (Beiname: "Bois Fleury") ist sehr zu empfehlen: lange (1000-Meter( und breite Grasbahn, ein sehr freundlicher kleiner Club, keine Hektik, kein Stress. Lande- und Parkgebühren gibt es keine; ein kleine Spende wird gerne gesehen. Auch ein paar lokale Produkte werden am Platz verkauft. Avgas 100LL gibt es von TOTAL, mittlerweile ebenfalls mit Carnet-Terminal. Ohne Carnet benötigt man die Hilfe des Clubs. Letzterer hat auch einen Super-Plus Tank. Bezahlung allerdings nur in cash. Zum Tie-Down gibt es im Gras eingelassene Stahlseile. Man kann außerdem am Platz (vom Club) Fahrräder leihen. Was die weitere Logistik am Platz angeht: als Alternative zum Taxi gibt es zwar eine Europcar-Agentur, welche grundsätzlich auch Autos am Flugplatz bereitstellt; leider sind die Preise völlig übertrieben; außerdem sind die Öffnungszeiten absolut mies. Ich persönlich habe auf Oléron stattdessen mit dem Car-Sharing-Dienst Drivvy (heute: Geraround) gute Erfahrungen gemacht.

Insgesamt ein Ort, wo man wirklich sehr gut einen erholsamen und genießerischen Urlaub machen kann. TOP! Außerdem fast eher ein Geheimtipp, weil eher nur wenige Leute aus dem Ausland diese Insel kennen und hierherkommen. Man ist also meist weitestgehend unter Locals und Franzosen.

La Rochelle / Île de Ré (LFBH)

Einer der bei der GA beliebtesten Plätze und Orte an der französischen Atlantikküste. Vor allem Engländer kommen hier gerne her, da La Rochelle (neben Zoll/Einreise, allerdings nur noch mit langer PN-Frist) bereits einen Hauch Südfrankreich-Feeling bietet, gleichzeitig aber vom Süden der Insel aus noch halbwegs in Reichweite für einen Tages- bzw. Wochenendausflug ist. Die Stadt ist einfach sehr reizvoll, wenn auch mittlerweile (im Sommer) natürlich recht touristisch. Am Flughafen gibt es etwas Charter- und Linienverkehr (u.a. Ryanair). Der Platz ist flugbetrieblich ein gutes Beispiel dafür, wie GA und Großluftfahrt koexistieren können. Auch die ATC hat mich bisher nahezu immer begeistert.

Während des Anflugs von Süden kann man auf Anfrage noch einen Kreis über den alten U-Boot-Bunkern von La Pallice drehen, welche aus dem Film "Das Boot" bekannt sind (diese können "am Boden" leider nicht besichtigt werden).

Für Extra-Schengen Flüge sind stets 48 h (!) PN gefordert (siehe NOTAM). Ob für alle anderen internationalen Flüge nach wie vor 8h PN gefordert werden oder nicht (siehe AIP), ist etwas unklar.

Kleine GA-Maschinen parken in der Regel auf einer Grasfläche ("Golf"); diese ist OK, aber keineswegs ein gepflegter Billardtisch. Alternativ "Echo". (Hinweis: im Winterhalbjahr sind diese Flächen manchmal gesperrt und es Parken dann alle auf der Asphaltfläche für die kommerzielle Luftfahrt ("Charlie") ; trotzdem muss man dann keine besonderen Handling-Gebühren bezahlen). Die Avgas-Tanke ist von WFS; man kann mit normaler Kreditkarte selbständig auch in der Mittagspause des Tankwarts tanken und bezahlen. Die absolut moderaten Landegebühren und ggf. den Treibstoff zahlt man in einem Container (wenn keiner da ist, Formular ausfüllen). Hier sollte man immer den Zahlungsbeleg langfristig aufbewahren, denn dieser Platz ist für schludrige Verwaltung bekannt und dafür, lange Zeit nach dem Trip Gebühren nachzufordern.

Der Ausgang für Piloten und ihre Paxe ist über ein Drehtor rechts neben dem Terminal. Dort den Code auf dem Anzeigegerät nebst Telefonnummer ablesen und fotografieren, damit man bei Abflug genau so wieder reinkommt (ohne Kontrollen!). Erster Tipp: die erste Tür muss erst wieder zu sein, damit die zweite aufgeht. Zweiter Tipp: an diesem Platz wechselt dieser Code wochenweise (jeden Freitag). Wenn man also länger bleibt, kann es sein, dass der Code dann nicht mehr passt. Dann muss man bei der Tankcrew anrufen und nachfragen.

Es gibt regelmäßig günstige Busse (montags bis samstags Linie "1b", alle 20 Min.; sonntags Linie D5, stündlich; Ticket an Bord) ins Zentrum von La Rochelle, aber auch ein Taxi ist nicht allzu teuer (20-25 Euro); dieses kann man an einer Konsole am Eingang des Terminals rufen, falls gerade keins am Platz wartet. Empfohlen werden Annie Gateaux, +33784109667 und Julien, + 33 663 981757. Außerdem gibt es direkt am Terminal Mietwagen (Mittagspause meiden).

La Rochelle ist trotz des im Sommer sehr starken Tourismus ein tolle, authentisch gebliebene Stadt. Der Markt ganz im Zentrum der Altstadt ist eine Pracht. Viele Restaurants am Sporthafen. Der Stadtstrand ist 5 Minuten zu Fuß davon entfernt.

Natürlich bekommt man am Platz auch Mietautos, wobei es immer besser ist, vorab zu reservieren, sei es nur einen Tag vorher. Aber Achtung: sonntags sind hier alle Mietwagenschalter komplett zu! Mit dem Auto kann man sehr gut die nahe Île de Ré besuchen, z.B. das hübsche Städtchen St. Martin.

Das berühmte "Fort Boyard" befindet sich etwas südlich von La Rochelle in der Bucht.

La Tranche sur Mer (LF8522)

Zur Abwechslung mal ein Privatflugplatz, der aber mit PPR auch von Externen angeflogen werden kann und dessen Piste mit 800 Metern (Gras) auch recht komfortabel ist. Er liegt nur wenig nördlich von La Rochelle,. und nahzu direkt am Meer. Betreiber ist der Aeroclub La Trache. Der PPR-Antrag muss rechtzeitig erfordern, damit die notwendigen Formalitäten für das PPR erfolgen können. Es gibt Avgas 100LL am Platz. An den Strand sind es vom Abstellplatz aus nur ca. 2km, von dort in den Ortskern noch einmal ein guter Kilometer.

Les Sables d'Olonnes (LFOO)

Flugplatz der gleichnamigen Küstenstadt zwischen La Rochelle und Nantes, welches vor allem als Basis vieler Profi-Hochseesegler bekannt ist. Avgas gibt es von TOTAL, mit Carnet-Automat. Wenn man keins hat, hilft ggf. jemand vom Club. Keine Landegebühr, kein ATS. Der Platz liegt nahezu direkt am (hier recht wilden) Küste. Durchaus recht viel Verkehr. Es sind gute 5 Kilometer bis in die recht nette Stadt und zur Marina. Es gibt auch einen Linienbus.

Île d'Yeu (LFEY)

Ein vom Anflug her schöner Flugplatz auf der Nordwestspitze des gleichnamigen Atlantikinsel. AFIS allerdings nur auf Französisch. Man ist zwar nachsichtig, wenn es etwas mit dem Französisch hapert. Wenn man aber gar kein Französsich kann und einfach auf Englisch losredet, wird das - zumindest während der AFIS-Zeiten - dort überhaupt nicht so gut geheißen, denn die AFISOs dort sprechen eben zum Teil gar kein Englisch. Es gibt auch IFR-Verfahren (RNP). Leider sind die Asphaltparkplätze im Sommer recht häufig belegt, da der Platz speziell auch unter französischen Privatpiloten sehr beliebt ist; man muss dann auf einer etwas ungepflegten, steinigen Fläche parken. Man sollte dann vorher den Motor abstellen und den Flieger dann per Hand final positionieren. Sonst aber ein schöner, netter Platz mit meist reichlich Crosswind auf der Asphaltpiste. ULs dürfen hier nur mit PPR landen. Achtung: es gibt keinen Treibstoff am Platz. Auch keinerlei Bar oder Restaurant. Dafür kann man von verschiedenen Stellen auf der Insel Fahrräder organisieren, die dann ggf. gegen kleines Aufgeld auch an den Platz gebracht werden. Der Linienbus fährt nur eher selten. Taxi z.B. 0749707066 (Guy).

Die Insel selbst ist in gewisser Weise zweischneidig. Grundsätzlich ist sie sehr schön, mit tollen Buchten, Orten und Stränden. Leider wird es im Hochsommer sehr voll, was den Genuss dann schon etwas schmälert und man kurzfristig kaum eine Unterkunft findet. Außerdem ist der Hauptort der Insel, "Joinville" ein absoluter Greuel: laut, ungepflegt, hektisch und durch ein Passagierterminal im Hafen ziemlich verschandelt. Außerdem gibt es - da die Insel fast ausschließlich von Appartmentgästen besucht wird - nur wenige empfehlenswerte Hotels (Ausnahme: Hotel L'Escale) und nur ganz wenige nennenswerte Restaurants. Daher: Joinville eher meiden. Der Rest der Insel hat aber wie gesagt sehr schöne Ecken und tolles Meer zu bieten. Z.B. die kleine Bucht mit Fischerhafen "Port de la Meule", im Süden der Insel. Aufgrund ihrer Größe kann man die Île d'Yeu perfekt mit dem Fahrrad erkunden. Wenn man es schafft, ein nettes chambre d'hôtes irgendwo außerhalb des Hauptorts zu buchen, kann man die Insel sehr genießen.

La Baule-Escoublac (LFRE)

Der letzte Ort für diesen Abschnitt ist der Mündungsbereich der Loire bei St. Nazaire. Etwas westlich davon gibt es den großen Urlaubsort La Baule-Escoublac, sowie seinen Flugplatz. Der AFIS wird leider seit ein paar Jahren nicht mehr auf Englisch angeboten, sondern nur noch auf Französisch. Außerhalb der AFIS-Zeiten gilt natürlich ebenso "FR-only". Leider keine IFR-Verfahren, wobei der IFR-Pickup mit Nantes Approach nach meiner Erfahrung hervorragend klappt.

Verzurrpunkte auf den Parkflächen sind vorhanden. Geringe Gebühren und Avgas ist während der AFIS-Zeiten problemlos zu bekommen. Die Kneipe am Platz ("Le Bar Jazz-Volant") ist interessanterweise im Stile eines "English Pubs" gehalten, Essen kann man dort aber nur im Juli und August.

Die Distanz in die Stadt ist nicht riesig. Dennoch benötigt man realistischerweise ein Taxi. Achtung: es scheint auch hier im Sommer akuten Taximangel zu geben. Daher sollte man sich rechtzeitig darum kümmern. Außerdem teuer. Es gibt zwar am Platz eine E-Bike-Station (Name: "Ecovelo"); der Ausleihprozess funktioniert aber leider nur mit französischer Handynummer. Europcar stellt wohl auf Voranmeldung Autos am Platz bereit. Zun Glück gibt es auch UBER in der Gegend, was meist besser funktioniert als Taxi.

Der Doppelort La Baule-Escoublac hat insgesamt 20 Kilometer Strand. Leider ist die Seafront wie so oft in Frankreich etwas durch hässliche Appartmentbauten verschandelt. Sonst aber sehr nett und authentisch. Der Stadtkern an der Avenue de Gaulle ist recht schön. Hotel Acylon am Marktplatz ist OK. Sehr zu empfehlen ist die Brasserie "Calmos" direkt am Strand - macht von außern nichts her, aber innen ist es hübsch und Service sowie Essen sind super.


© Philipp Tiemann
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